Dies ist eine völlig unerwartete Folge permanenter Goldpreisschwankungen. Laut einer Studie der britischen University of Essex hätten Änderungen des Kaufpreises des Edelmetalls Auswirkungen auf die Geburtenrate oder sogar auf das Überleben von Mädchen in Indien. Gold ist in der Tat einer der wichtigsten Teile der Mitgift, welche die Brautfamilie an die des zukünftigen Ehemannes zahlt. Ist der Goldpreis aber zu hoch, geht diese Mitgift ins unermessliche. Die Wirtschaftsprofessorin Sonia Bhalotra stellte den Zusammenhang zwischen Goldpreisen und indischen Geburtsdaten her. Sie konnte aufgrund statistischer Daten nachweisen, dass bei steigenden Goldpreisen weniger Mädchen geboren werden als bei sinkenden. Die Studie untersuchte zum Beispiel die Periode nach 1985. Hier zeigt sich, dass bereits eine moderate Steigerung des Goldpreises zu mehr Abtreibungen führte. Und die Zahlen sind erstaunlich. Laut der Ökonomin hätte ein weltweiter Preisanstieg des Kurses um 1% einen Geburtenrückgang um 33’000 Babys zur Folge. Die Mitgift-Politik hat erhebliche Konsequenzen: Die Volkszählung von 2011 in Indien zeigt auf, dass das Verhältnis Mädchen-Jungen 914 zu 1000 beträgt, wobei der Unterschied in einigen Staaten im Norden des Landes noch augenfälliger ist. Die Lokalregierung zog Konsequenzen und lancierte 2015 eine nationale Kampagne gegen die Präferenz von Männern. Zu den auf nationaler Ebene eingeleiteten Maßnahmen gehört das Verbot von selektiven Abtreibungem und die Förderung von Schulbildung für Mädchen. Was die Mitgift anbelangt, so ist diese – obschon seit 1961 verboten – weiterhin vom Goldkurs abhängig. Für Haushalte, die diesen Brauch immer noch pflegen, kann sie bis zum Sechsfachen eines durchschnittlichen Jahreseinkommens betragen. Und bei explodierenden Goldpreisen wird die Höhe der Mitgift logischerweise dieser spekulativen Praxis angepasst.
ATCBG/FGE/ATC