
Der Fluch des Goldes – Die Legende vom König Midas und dem Paktolos
Der Paktolos ist ein Fluss in der antiken Region Lydien – im Westen des heutigen Türkei. Berühmt wurde er durch seine reichen Goldvorkommen, die ihn zur sagenumwobenen Quelle des lydischen Reichtums machten. Noch heute lebt sein Name in der französischen Redewendung „toucher le pactole“ weiter, was so viel bedeutet wie: den grossen Reichtum finden – oder eben eine Goldgrube entdecken.
Die Geschichte von Midas – mehr Fluch als Segen
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, alles, was er berührt, in Gold zu verwandeln? Genau diesen Wunsch hatte König Midas, der der Legende nach gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. in Phrygien herrschte. Doch sein Traum verwandelte sich bald in einen Albtraum.
Eines Tages fand Midas auf den Strassen seiner Stadt einen betrunkenen alten Mann, der von den Bürgern verspottet wurde. Der König jedoch zeigte sich grosszügig und gewährte ihm Unterkunft in seinem Palast. Was er nicht wusste: Der Trunkenbold war kein anderer als Silenus, der Ziehvater des Weingottes Bacchus.
Als Dank für diese Tat bot Bacchus dem König an, ihm einen Wunsch zu erfüllen. Midas zögerte nicht lange und bat darum, dass alles, was er berühre, zu Gold werde. Zunächst war die Freude riesig: Möbel, Speisen, selbst Blumen verwandelten sich zu purem Gold.
Doch Gold macht nicht satt…
Schnell jedoch schlug das Wunder in Verzweiflung um. Midas konnte nichts mehr essen oder trinken – alles, was seine Finger berührten, erstarrte zu Metall. Auch seine Tochter soll, je nach Version der Geschichte, durch eine Berührung versteinert worden sein.
Am Rande des Hungertods flehte Midas Bacchus an, ihn von diesem Fluch zu befreien. Der Gott erhörte ihn und befahl ihm, sich im Fluss Paktolos die Hände zu waschen. So verlor der König seine „goldene Gabe“, und seitdem, so die Legende, sollen Goldkörner durch die Wasser des Flusses geschwemmt worden sein.
Historischer Nachklang
Diese Legende ist nicht nur eine moralische Parabel über Gier und Maßlosigkeit, sondern hat auch reale Bezüge: Der Paktolos lieferte tatsächlich Gold, das später zur Münzprägung im Königreich Lydien verwendet wurde. Der lydische König Kroisos (Krösus), bekannt für seinen sagenhaften Reichtum, soll damit ein Vermögen gemacht haben.
Der Begriff „reich wie Krösus“ stammt ebenfalls aus dieser Epoche und geht auf die Goldschätze zurück, die aus dem Paktolos gewonnen wurden – einem Fluss, der Legende und Realität miteinander verbindet.
Gedanken zum Schluss
Die Geschichte von Midas zeigt, wie gefährlich ungezügelter Wunsch nach Reichtum sein kann. Sie erinnert uns daran, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und seit dieser Begebenheit, so erzählt die Legende, trägt der Paktolos feinen Goldflitter in seinem Wasser – ein ewiges Zeichen der Läuterung des habgierigen Königs…
ATCBG/EYS/ATC