Die Banque de France erweitert für Kunden ihr Angebot an Goldhandelsdienstleistungen. Paris unterstreicht damit seine Ambitionen auf dem Gold-Weltmarkt. Wird der Brexit Paris zur neuen „City“ auf dem Kontinent machen? Die Vorherrschaft Londons auf dem Goldmarkt wird kaum bestritten, aber Paris entwickelt sich allmählich zu einer ernstzunehmenden Alternative zur englischen Hauptstadt. Die französische Nationalbank hat vor Kurzem ein Goldkonto bei der US-Bank JP Morgan, einem der führenden Unternehmen der Branche, eröffnet, um Goldtransaktionen in Paris zu vereinfachen. Ermutigt durch die steigende Nachfrage nach Goldanlagen, nutzte Paris die Gelegenheit, bislang nicht erreichbare Marktanteile zu gewinnen. Ausländische Geldinstitute, die Gold bei der Banque de France besitzen, mussten bis jetzt ihre Finanztransaktionen über London abwickeln, der mit Abstand wichtigsten Handelsplattform für Edelmetalle. Ab sofort kann Paris seinen Zentralbankkunden nun Dienstleistungen wie „Goldeinlagen“ (zinstragende Einlagen), Kredite, Goldleasing und Swaps „Gold gegen Devisen“ anbieten. Diese Vereinbarung bietet Paris die Möglichkeit, neue Marktteilnehmer anzulocken, mit denen es bislang nicht direkt zusammenarbeiten konnte. Für die französische Zentralbank, die für diese Transaktionen Gebühren erheben wird, bedeutet dies eine neue Ertragsquelle. Eine Partnerschaft, von der auch JP Morgan profitieren kann, die nun auf das in den Pariser Tresoren aufbewahrte Gold Zugriff hat. Der Vertrag bildet Teil einer stärkeren Dynamik, die den französischen Finanzplatz erfasst hat. Paris versucht, Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU zu nutzen und eine zentrale Rolle in Europa einzunehmen. Im vergangenen Mai hatte auch der
Chef der französischen Nationalbank, François Villeroy de Galhau, den Willen seiner Institution bekundet, „in Europa zur Zentralbank der Märkte zu werden“.
ATCBG/VAC/ATC